„Den Toten zum Gedenken“

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Ein Beitrag von Simon Pustelnik

Heute, vor 77 Jahren, am 27.01.1945 befreite die Rote Armee Auschwitz. Rund 8 000 Menschen befreiten damals die sowjetischen Soldaten. Viele von ihnen starben in Folge des der Haft trotz medizinischer Versorgung in den kommenden Wochen. 

Zwischen 1941 und Ende 1944 wurden in Auschwitz zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen ermordet. Rund eine Million Menschen waren Juden. Es wurden aber auch Polen, und damals als Zigeunerbezeichnete Menschen, sowjetische Kriegsgefangene und Menschen mit anderer Nationalität ermordet. Sie verloren ihr Leben, weil sie vergast wurden oder an Krankheiten und oder Hunger starben. Es handelte sich um Frauen und Männer, alte Menschen und Kinder.

Das Teillager Auschwitz Monowitz wurde 1943 errichtet, um das kriegswichtige Buna herzustellen. Es wurde u.a. für die deutschen Panzer gebraucht. Dieses Lager wurde von einem privaten Unternehmen, dem IG-Farben-Konzern errichtet und finanziert. Die SS vermietete die Gefangenen seit dem Frühjahr 1941 an deutsche Firmen. Die Firmen wurden reich. Die Menschen starben. Dieses Modell diente als Vorbild für den kommenden Einsatz von Zwangsarbeitern. 

Im November 1944 ließ Heinrich Himmler die Gaskammern und Krematorien sprengen, weil er Angst davor hatte, dass die Rote Armee Kenntnis von den Todesfabriken bekam.

„Der industrielle Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte“, wie es BundespräsidentSteinmeier [SP1] 2020 in Yad Vashem sagte, wurde durch die deutsche faschistische Regierung, ihre SS Mörderbanden und die sich im Hintergrund haltenden deutschen Firmen verursacht. Dieser Massenmord stellt den totalen Zivilisationsbruch dar.

Seit 1996 ist der 27. Januar der zentrale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. Der damalige Bundespräsident Herzog erklärte: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“ Diese Wachsamkeit ist heute nötiger als jemals seit Gründung der Bundesrepublik.

Wir gedenken: 

der Juden, Christen, Sinti und Roma, 

der Menschen mit Behinderung, 

der Homosexuellen, 

der politisch Andersdenkenden, 

der Männer und Frauen des Widerstandes, 

der Wissenschaftler, Künstler und Journalisten, 

der Kriegsgefangenen und Desarteuren, 

der Zwangsarbeiter, 

der Millionen von Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.

Wir Sozialdemokraten gedenken auch unserer eigenen Opfer:

denn Sozialdemokraten, die schon seit 1933 inhaftiert gequält und getötet wurden. 

„Den lebenden zur Mahnung“

Nach aktuellen Zahlen wurden in den letzten 20 Jahren mehr als 214  Menschen von Rechtsradikalen ermordet. Zur Kenntnis genommen wurde dieser Umstand jahrelang nicht. 


Man muss nur an die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds denken.

Man muss nur an das Attentat auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 denken.

Man muss nur an den Mord an Walter Lübke im Sommer 2019 denken.

Man muss nur an die Einschüchterungen von kommunalpolitisch aktiven Menschen denken.

Man muss nur an die Demonstranten bei Querdenkerdemonstrationen denken, die sich mit Juden gleichsetzen, obwohl Deutschland eine Demokratie ist und obwohl es keine Verfolgung von ungeimpften Menschen gibt. Sie relativieren den einzigartigen totalen Zivilisationsbruch.

Dazu gibt es eine Partei im Bundestag, gewählt von einem Teil der Bevölkerung, die sich bemühen, Unaussprechbares wieder salonfähig zu machen. Alexander Gauland hält die 12 Jahre, die der Faschismus mordete, für einen Vogelschiss in der deutschen Geschichte. Björn Höcke, gewählter Landtagsabgeordneter aus Thüringen, verlangt eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. 

Alexander Gauland ist stolz auf „Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. 

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Rechtsradikalismus und faschistische Gesinnung sind längst aus dem Ei gekrochen und entwickeln sich prächtig in unserer Gesellschaft. Wenn wir nicht aufpassen, wiederholt sich Geschichte und irgendwann wird es zu spät sein effektiven Widerstand zu leisten.

Wir Demokraten sind aufgefordert, dass zu Sehende sichtbar zu machen (Berthold Brecht): Wir müssen der AfD und noch weiter rechtsstehenden Organisation den Nährboden entziehen. 

Wir sind aufgefordert, den Zustand der Gesellschaft zu analysieren, zu erkennen, aus welchem Grund Teile der Bevölkerung faschistisches Gedankengut unterstützt. Wir sind gehalten, überzeugende Vorschläge deutlich zu machen. Wir benötigen einen gesellschaftlichen Zustand, der faschistisches Gedankengut als das entlarvt, was er ist: 

Aufruf zum Mord.


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